Ein Brief eines französischen Soldaten aus Willenberg
Zur Verfügung gestellt von Horst Kahl Die vier Blätter des Originalbriefes:Umschlag 100kB Seite 1 250kB Seite 2 245kB Seite 3 140kB Die Übersetzung aus dem Altfranzösischen hat ein Team von mehreren Liebhabern gemacht. |
Aus Villemberg den 23. April l807 in Polen Verehrter Herr, Mit größter Genauigkeit beeile ich mich, mich einer Pflicht zu entledigen, die ich schon längst hätte erfüllen müssen. Aber, wie ich Ihnen aus Hannover schon schrieb, habe ich angenommen, da ich von Ihnen keine Antwort bekam und da ich niemals viel Schulbildung erhielt, dass mein Brief Ihnen keine Freude gemacht hat und das hat mich daran gehindert hat, wieder an Sie zu schreiben. Trotzdem erinnere ich mich noch immer an Ihre guten Wünsche mich betreffend, indem Sie mir Ihre guten Dienste anboten, die ich nie vergessen werde und die ich täglich ..... habe. Mein Herr, ich betrachte es als meine Pflicht, Ihnen eine kurze Zusammenfassung unseres beschwerlichen Feldzugs zu schicken, obwohl es verboten ist. Die erste Sache unseres Feldzuges, am 10 Oktober bei Saalfeld; 600 Gefangene, unter ihnen der Prinz Ludwig, Bruder des preußischen Königs, der getötet worden ist; mehrere Kanonen erbeutet. Am 14. desselben Monats in Jena, einem sehr berühmten Ort, wo keiner der größten Krieger Frankreichs je eine Schlacht gewonnen hat, ein blutiges Terrain, wo nach ... Gefechten das Schlachtfeld in unserer Macht geblieben ist; eine große Anzahl Getöteter, Verwundeter und Gefangener, eine Menge Kanonen, Fahnen und anderer Kriegsmunition und mehrere Generale sind in unserer Macht geraten. Am 21. desselben Monats bei ... 14000 Gefangene. unter denen sich der Prinz ... befand, mehrere Fahnen und Kanonen, der rechte und der linke Flügel erbeuteten nicht weniger, also waren die Preußen auf allen Seiten völlig besiegt, und die Überbleibsel ihrer Armee zogen sich in die Städte Danzig und Graudenz und Königsberg zurück, dann haben wir ohne Hindernis (Widerstand) unseren Weg bis Warschau weiter verfolgt, wo wir die Russen vorfanden, wir mußten kämpfen, um die Weichsel und die Bona (?) und den Narew zu überqueren, und viel Sumpfgebiet, wo wir bis vor Pultusk gelangten, wo es am 26. Dezember eine sehr blutige Schlacht gegeben hat, bei der wir den Sieg davon getragen haben, ohne zu einer großen Eroberung zu erlangen, weil wir auf allen Seiten viele Männer verloren haben. Aber während dieser Sache ist die Armee 8 Tage ohne Brot gewesen und hat 2mal 24 Stunden lang bis zur Taille im Schlamm gesteckt, wo noch nie ein Mensch etwas Ähnliches gesehen hat. Die Wagen und Kanonen und Reiter blieben mitten in den Ebenen stecken und konnten nicht heraus, am nächsten Tag waren 16 Pferde nötig um eine Kanone aus dem Schlamm herauszuziehen. Viele Soldaten sind verhungert oder wegen der schlechten Wege gestorben (durch Erschöpfung?), denn man war gezwungen krepierte oder durch Kanonenfeuer getötete Pferde zu essen. Später haften wir die Schlacht bei Osterlenka, worüber Sie in der Gazette über unser Regiment gelesen haben müssen, das sich besonders hervorgetan hat, das 3. Bataillon, also werden der 7., 8. und 9. Januar die Schlacht von Preußen genannt die blutigste Schlacht, die man je gesehen hat Inder Kampfpause dieses Scharmützels ist ein Schneegestöber aufgekommen, deshalb haben in dieser Zeit die russische und die französische Armee Bewegungen gemacht auf der einen und der anderen Seite, so dass man sie nicht mehr sehen konnte, da unsere Armee sich nach dem Schneesturm mit den Russen vermengt befand, so dass man gezwungen war, lange Zeit mit dem Bajonett zu kämpfen. Also haben 300 Kanonen, von der einen zur anderen Seite halb getragen, über einen Zeitraum von 12 Stunden den Tod erbrochen (oder "gespuckt"). Diese Schlacht ist so blutig gewesen, dass selbst der blutrünstigste Monarch Europas vor Entsetzten gezittert hätte. Nach dem Kampf ist uns das Schlachtfeld geblieben, Regimente mit formierten Bataillonen, niedergemäht durch Kugelfeuer und Kanonenkugeln, und Tage danach lagen noch Verwundete auf dem Feld, sterbend, und einen Monat später war nicht einer von ihnen begraben worden. Ich werde Ihnen sagen, dass das Land Polen durch unsere Armeen zur Hälfte verwüstet ist; ein Drittel der Dörfer ist von den Bewohnern verlassen worden, die nur noch ihre Augen zum Weinen haben, und vom anderen Feil stirbt die Hälfte an Hunger es gibt kaum Tiere im Land für Armeetransporte, was bedeutet, dass Verpflegung fehlt. Daher werden viele in der Armee krank durch das Leiden (oder Strapazen), die wir in diesem Land durchmachen mußten und unsere Armee ist sehr geschwächt. Jetzt wird sie täglich verstärkt durch unsere Rekruten und unsere Alliierten, wir haben noch 9 (?) Städte, die sich nicht ergeben haben, 2 davon in Schlesien, und man bereitet im Moment die Belagerung von Danzig und Königsberg und Graudenz vor. Wir haben die Perser und die Türken, die große Siege über die Russen erringen, obwohl man von einem Abkommen spricht, aber wenn es nicht recht bald ein Abkommen gibt, wird es zu eine furchtbaren Schlacht kommen. Verehrter Herr, was das Elend anbetrifft, erzähle ich Ihnen nicht davon, denn es ist zu groß, und ich fürchte, dass es auch Sie erreichen wird, denn es ist verboten, wir haben 3 sous (?) für ein Pfund Brot bezahlt. Ich empfehle mich Ihnen und ersuche Sie, mich nicht zu vergessen. Tausend herzliche Grüße von mir an Ihre Frau Gemahlin und auch an Ihr Haus. Verehrter Herr, ich verbleibe mit Hochachtung ihr sehr untertäniger und gehorsamer Diener Unterschrift
Hier ist meine Anschrift: bei Herrn M. Voltigeur in der 3. Kompanie des 108. Regiments 2. Division großes Korps der Armee in Polen Mein Herr, ich bitte Sie, meinem Vetter Chauvrat (?) zu fragen, ob er Ich bitte sie, Herrn D´... meine Hochachtung zu übermitteln Ich bitte Sie, mir Antwort zu geben und mir über Neuigkeiten aus der Gegend zu berichten |